Ihr Lieben,
neuerdings besitze ich Hühner. Ich muss immer noch etwas darüber schmunzeln, wie sehr ich diesem offensichtlichen Trend aufgesessen bin. Aber gut. Immerhin ist es ein schöner Trend und es gibt durchaus sinnlosere.
Ich verbringe gerade als Mutter von 3 Kindern sowieso viel Zeit zu Hause, wandere zwischen Waschmaschine, Spülmaschine, Herd und Laptop hin und her und zwischendurch wandere ich auch mal zu den Hühnern, denn dort mit einem Kaffee zu sitzen und diese Tiere einfach nur zu beobachten, beruhigt mich ungemein. Und immer wieder legen sie auch ein Ei, was sie stets mit lautem Gegacker kundtun. Herrlich, wie stolz sie darauf sind. Und das sollten sie auch! Denn in jedem dieser Eier steckt schließlich (theoretisch, insofern wir denn auch einen Hahn hätten, worauf wir aus Rücksicht zu den Nachbarn lieber verzichtet haben) ein ganzes neues Geschöpf! Alles ist in diesem Ei enthalten, die Kraft für ein ganzes Leben! Und dieses Leben wird von einer dünnen aber festen Schale geschützt. Das Leben dürfte sich innerhalb dieses geschützten Raumes entwickeln, bis vielleicht irgendwann ein Küken seinen Schnabel herausstrecken und in die Welt blicken würde. Alle, die gerade ein Kind erwarten oder gerade eines geboren haben, spüren diesen Zauber vermutlich noch, der in diesem Anfang liegt. Unsere Hühner wissen das, da bin ich mir sicher, denn sie legen mir nicht mein Frühstück, (auch wenn die Eier sehr schmackhaft sind): sie legen das Leben! Und ich habe beschlossen, mich ab sofort bei jedem Ei mitzufreuen und mir darüber bewusst zu sein.
Meine eigenen Schale ist im Moment etwas löcherig und instabil, merke ich dann öfter. Durch Corona, das Homeschooling, die viele Zeit vorm PC und einfach dadurch, dass im Moment vieles "so anders" läuft und nicht so, wie ich es eigentlich gerne hätte oder es meinem Bedürfnis entsprechen würde, fällt es mir oft schwer, meine Bedürfnisse zu spüren, zu formulieren und dann auch so danach zu handeln. Oft ist es auch einfach nicht möglich. Ich bewege mich dann irgendwie schwammig durch den Tag, ohne Plan, mache dies, mache das, alles, was mir vor die Füße fällt, ansteht oder gerade offensichtlich wichtig ist. Aber oft habe ich abends das Gefühl, wenig davon selbst entschieden zu haben. Mein Inneres und das Äußere haben sich zu einem Rüherei vermischt und ich habe irgendwie meine Form verloren.
Es gibt eine Meditation, bei der man sich vorstellt, in einem Ei zu sitzen bzw. sich eine Art Eierschale um sich herum vorzustellen, in der man ganz geschützt ist. Diese Eierschale ist eigentlich keine harte Schale, sondern eine Art Schutzhülle, man kann es auch Aura nennen, meinen eigenen Ausstrahlungsbereich, je nachdem, mit welcher Vorstellung man am besten sein kann. Sie ist auch nicht vollkommen undurchlässig, sodass ich weiter in der Verbindung mit meiner Außenwelt bleiben kann. Der Unterschied ist: ich entscheide, wann ich sie öffne und für wen!
In dieser Hülle darf ich sein. Ganz ich. mit meinen Gefühlen, seien sie noch so intensiv, mit meinen Wünschen, seien, sie noch so abstrus, mit meinen Gedanken, egal wie wild oder auch gemein. Denn, ja, manchmal macht mich das alles richtig böse. Ich bin mitunter ein bisschen erschrocken über mich!
Aber solange ich in meiner Schale sitze, darf das alles toben, oder sich selbstverständlich auch freuen. Alles was in dieser Schale passiert ist nämlich jenseits von jeglicher Logik, manchmal vollkommen unrealistisch, paradox ohne Ende und auch ein bisschen schizophren. Ich merke: ich bin mehr als "eine". Und das ist gut so!
Wenn ich eine Weile in dieser Vorstellung war, fühle ich mich stärker und kann mich dem Äußeren wieder einigermaßen entspannt zuwenden. Ich spüre mich wieder als Ganzes und nicht nur Bruchstücke von mir. Ich gewinne meine Entscheidungsfähigkeit zurück.
Ich denke, dass diese Meditation vielen Menschen, zu jeder Zeit, aber besonders im Moment, helfen kann, fokussiert und gleichsam entspannt zu bleiben. Gerade Müttern und Vätern lege ich sie aber besonders ans Herz. Denn es ist so wichtig für die Kinder, als Eltern ein fester Anker zu bleiben.
Also wenn ihr zu Ostern nun viele Eier sucht und hoffentlich auch findet, denkt vielleicht mal an "EUER" Ei. Versucht mal zu spüren, wie stark, durchlässig, löcherig oder unförmig es sich gerade anfühlt und wenn ihr dann ein besonders schönes und wohlgeformtes Ei in der Hand haltet, nehmt es zum Vorbild! Seit euch der Schönheit und Einzigartigkeit jedes einzelnen Lebens bewusst.
Meine Hühner wissen das schon lange....
Frohe Ostern und Namasté, Katja